Reto Hänny, geboren am 13. 4. 1947 in Tschappina/Graubünden; wuchs in einer Bergbauernfamilie auf. Volksschullehrer; einige Jahre Schuldienst. Ausgedehnte Reisen (Europa, Nordafrika und Sahara, Türkei, Persien, Afghanistan), längere Studienaufenthalte in Venedig und Amsterdam. Bühnenmeister am Stadttheater Chur. Studium der Literatur und Ethnologie an der Universität und an der ETH in Zürich (abgebrochen). Lebt nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Berlin, mehreren Reisen durch Polen und längeren Studienaufenthalten in Paris als freier Schriftsteller in Zürich und Graubünden.
* 13. April 1947
von Samuel Moser
Essay
Reto Hänny berichtet in seinen Werken von Ereignissen, die ihn zum Beteiligten machen. Und er berichtet vom Ereignis der Beteiligung selbst. Er ist ein Augenzeuge, der zu dieser Subjektivität objektiv genötigt wird. Da sie ihm gleichzeitig immer wieder zum Vorwurf gemacht wird, ist er gezwungen, sie zu verteidigen. Hännys „Berichte“ sind zu unterscheiden von Reportagen. Er ist Erzähler, nicht Reporter. Im Zentrum seiner Texte steht der Berichterstatter selber. Weil sie aber von einer Nötigung berichten, einem objektiven Tatbestand also, für den es Verantwortung und Verantwortliche gibt, sind sie andererseits keine Romane.
Die drei Texte des Bandes „Zürich, Anfang September“ (1981) sind nicht bloß Darstellungen der Jugendbewegung, die im Herbst 1980 in Zürich durch beispiellose Polizeigewalt unterdrückt wurde. Sie ...